St. Hubert, das erste „Fledermausfreundliche Dorf“ in NRW

Kurz zur Erinnerung, seit 2013 gibt es die NABU-Aktion „Fledermausfreundliches Haus“. Es wurden Einzelpersonen oder Familien ausgezeichnet, die ihr direktes Umfeld fledermausfreundlich gestaltet haben. Dabei ist nicht allein das Aufhängen eines Fledermauskastens entscheidend, vielmehr gehört auch eine naturnahe Gartengestaltung dazu. Naturwiesen, eine Vielfalt von heimische Pflanzen die ein ausreichendes Nahrungsangebot für Insekten bieten sind nur zwei Beispiele. Diese wiederum sind die Hauptnahrungsquelle für Fledermäuse und auch die vieler Vögel. 
Im Frühjahr 2016 wurde die Gastendonk-Siedlung als erste fledermausfreundliche Siedlung in NRW ausgezeichnet. 

Dem Engagement der NABU-Gruppe Kempen-St. Hubert-Tönisberg und hier besonders Georg Lüdecke, ist es zu verdanken das St. Hubert nun als erstes fledermausfreundliches Dorf in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet wurde. 
Am Freitag den 13. Oktober war es soweit. Als passenden Ort für die Übergabe des Preises hat der NABU den Berfes gewählt.
Neben einigen interessierten St. Huberter Bürgern, der örtlichen Presse und Welle Niederrhein waren natürlich auch eine Reihe offizieller Vertreter anwesend. Der Sprecher der NABU-Gruppe Peter Jeske begrüßte als Vertreter der Stadt Kempen die beiden stellvertretenden Bürgermeister Irene Steeger und Hans-Peter van der Bloemen. Vom NABU-Landesvorstand war deren Vorsitzender Josef Tumbrinck gekommen. Begleite wurde er von seiner Pressesprecherin Birgit Königs und der Fledermausbotschafterin des NABU-Krefeld/Viersen Manuela Menn die in Viersen eine Fledermaus-Ambulanz betreibt.
Neben dem Eigentümer des Berfes Heinz Ziemes waren als Vertreter der Grundschule Frau Giesecke und der Pfadfinder Frau Meies anwesend. 
Auch der Heimatverein war durch die Vorstandsmitglieder Jupp Güldenbog, Werner Bovenschen, Jörn Schulte und Frank Schubert vertreten.
Der Vorsitzende des NABU-NRW Josef Tumbrinck ging in seiner Ansprache kurz auf die Geschichte der Aktion ein. Ursprünglich war nur eine Auszeichnung als fledermausfreundliches Haus vorgesehen. Diese wurde in NRW über 500 mal verliehen. Laut NABU-Gruppe sind davon alleine 50 in St. Hubert registriert. 
Das neben einer fledermausfreundlichen Siedlung nun ein ganzes Dorf ausgezeichnet werden konnte, erfreut den Landesvorstand ganz besonders und hat einen hohen Stellenwert. Einziger Wermutstropfen, es gibt noch keine offizielle Urkunde. Diese wird aber nachgereicht versprach Josef Tumbrinck und der Heimatverein erklärte sich bereit diese Urkunde in seinem Archiv zu verwahren.
Neben der Auszeichnung des Dorfes wurde auch der Berfes zum fledermausfreundlichen Haus erklärt. Herr Tumbrinck überreichte dem Eigentümer Heinz Ziemes die Urkunde und eine Plakette. Ob diese direkt an dem Gebäude befestigt werden kann, muss noch mit dem Denkmalamt geklärt werden.
Nach dem offiziellen Teil erklärte Werner Bovenschen den Anwesenden die Geschichte und die Bedeutung des letzten erhaltenen Wehrturms dieser Art am Niederrhein. Anschließend kamen interessierte Gäste noch in den Genuss einer geführten Besichtigung des historischen Gebäudes.

Ich hätte fast vergessen noch einen ganz besonderen Gast zu erwähnen. Die Fledermausbotschafterin Manuela Menn hatte in einem kleinen Körbchen eine lebende Fledermaus dabei. Es war ein Großer Abendsegler der neben dem Mausohr mit bis zu 40 cm Flügelspannweite die größte in Deutschland vorkommende Fledermausart ist. 
Der erste Gedanke vieler Anwesenden war natürlich, warum macht sie das, die sind doch geschützt. 
Richtig, aber dieses Exemplar ist nach einem Zusammenstoß mit einem Windrad flugunfähig und lebt nach der medizinischen Betreuung seit nunmehr drei Jahren bei Frau Menn. 
Bis auf einen defekten Flügel erfreut er sich bester Gesundheit und fühlt sich wohl.
Nur solche Ausnahmen erlauben die Haltung von Fledermäusen. Gesunde und flugfähigen Tiere müssen unverzüglich freigelassen werden.
Aufgefundene schwache oder verletzte Tiere sollten daher unverzüglich in die Obhut von Fachleuten gegeben werden. Die kleinen Flieger sollen zum eigenen Schutz und aus Rücksicht auf das Tier nicht ohne Handschuhe angefasst werden. Der Kontakt mit menschlicher Haut erzeugt bei den Tieren unnötigen Stress, erzählte uns Frau Menn.
Nachdem der kleine, große Abendsegler alle neugierigen Menschen mit seinem Ultraschall-Ortungssystem abgetastet hatte, bekam er noch eine kleine Zwischenmalzeit in Form eines Mehlwurms und verschwand wieder unter einem kuscheligen Tuch in seinem Körbchen.
Frank Schuber