Nur wenige Waldgebiete in unserer Region weisen in den alten Buchenformationen und den zahlreichen Erdwällen beredtere Zeugnisse ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer historischen Nutzung auf als die Süchtelner Höhen. Seit dem Mittelalter gehörte der größte Teil des Waldes zu einer kirchlichen Grundherrschaft, die später von den Erben der Süchtelner Lehenshöfe genutzt werden durfte und so den Namen Erbenbusch erhielt. Dieser etwa 450 ha große Kernbreich der Süchtelner Höhen ist noch heute in weiten Teilen von Erdwällen eingefasst. Um diesen Wall um den Erbenbusch gliedern sich noch weitere Wälle, wie etwa Landwehrwälle, Wälle um Kampflächen und Verteidigungsanlagen des letzten Krieges. Den meisten Erholungssuchenden bieten diese Wälle aber auch die alten Buchen die gewohnte Kulisse beim Spaziergang oder Joggen über diesen vielfältig bewaldeten Höhenrücken. Nur wenigen, meist auswärtigen Besuchern fällt auf, dass die Buchen, die Hauptbaumart in diesem Gebiet, in einigen Parzellen anders aussehen, als in den meisten deutschen Wäldern.
Viele Bäume weisen ca. einen Meter über dem Boden seltsame Verdickungen auf, ehe sich der Stamm dann wie gewohnt glatt nach oben ins Blätterdach streckt. Andere Bäume treiben in enger Gruppe stehend wie aus einem Wurzelteller oder einem Urbaum in die Höhe. Den alten Süchtelnern sind an der Verlängerung der Höhenstraße die alten „Uhlen“ bekannt, über Generationen in zwei bis drei Metern Höhe immer wieder geschnittene Buchen, die nun als Baumriesen auseinander zu brechen drohen, da der Schnitt seit etwa fünfzig Jahren unterblieben ist.
An der Westseite des Erbenwalles bis nach Dornbusch gliedern sich ein Reihe von Buchenkampe an, in denen die Bauern seit Jahrhunderten die traditionelle Niederwaldbewirtschaftung der Buchen durchführten. In relativ kurzen Abständen von bis zu acht Jahren wurden die dann dicksten Austriebe („Remmele“) geschlagen und als Brandholz, Bohnenstangen, Erbsenreiser oder Schanzen genutzt. Die dünneren Austriebe mussten gleichzeitig als Absenker auf dem Boden verankert werden, wo sie nach einiger Zeit Wurzeln schlugen und so für nachwachsende Bäume sorgten. Die Methode der Waldvermehrung, das Lemmen, war für alle, die Holz einschlagen wollten Pflicht.
Neben diesen durch Wälle eingefassten Buchenkampen mit Bäumen, die aus etwa ein Meter hohen Stöcken immer wieder austrieben, gibt es seit Jahrhunderten auch sogenannte Kopfbuchen deren Triebe in etwa 2 bis 3 Metern Höhe geschnitten wurden, weil Weidevieh unter diesen Bäumen graste, die jungen Triebe aber nicht verbeißen durfte. So entstanden in zwischen mächtige Baumriesen, wie die „Uhlen“ an der Höhenstraße. Vermutlich hat das häufige Vorkommen von Eulen in den dichten Kronen der Kopfbuchen diesen Bäumen den Namen eingebracht.
Die Zeugnisse der Waldnutzung, die über Jahrhunderte den Alltag der Süchtelner Bevölkerung maßgeblich mit beeinflusste, drohen nun in relativ kurzer Zeit unter ihrer Last zusammen zu brechen. Sollen nachfolgende Generationen – aber auch Besucher der Stadt Viersen – weiterhin diese naturräumlichen und kulturhistorischen Besonderheiten bewundern können, so muss nun bald mit der Pflege der verbliebenen Reste begonnen werden.